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Talentakquise trotz Fachkräftemangel: Strategien zur Rekrutierung

Der Fachkräftemangel in Deutschland und Frankreich stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, die weit über einfache Rekrutierungsfragen hinausgehen. Verschiedene wirtschaftliche und demografische Faktoren haben in beiden Ländern zu einem erheblichen Engpass an qualifizierten Arbeitskräften geführt. In diesem Kontext wird die strategische Talentakquise zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Doch wie gelingt es, in diesem angespannten Arbeitsmarkt die besten Talente zu gewinnen?

Besonders im deutsch-französischen Kontext kommen zusätzliche Herausforderungen ins Spiel. Kulturelle Unterschiede, verschiedene Arbeitsrechtssysteme und Sprachbarrieren erfordern maßgeschneiderte Ansätze, um erfolgreich qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren. Dieser Artikel beleuchtet die spezifischen Herausforderungen bei der Rekrutierung von Fachkräften in beiden Ländern und stellt praxisnahe Strategien vor, um im hart umkämpften Arbeitsmarkt die richtigen Talente zu gewinnen und nachhaltig zu integrieren.

1. HERAUSFORDERUNGEN BEI DER TALENTAKQUISE

1.1 FACHKRÄFTEMANGEL IN DEUTSCHLAND UND FRANKREICH

Der Fachkräftemangel in Deutschland und Frankreich ist das Ergebnis einer Kombination aus wirtschaftlichen, demografischen und strukturellen Faktoren. Beide Länder stehen vor einer alternden Bevölkerung, was zu einer sinkenden Zahl an Erwerbstätigen führt. Gleichzeitig steigt der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Technologie, Ingenieurwesen und Gesundheitswesen. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage führt dazu, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre offenen Stellen mit geeigneten Kandidaten zu besetzen.

In Deutschland betrifft der Fachkräftemangel besonders die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie das Handwerk. In Frankreich hingegen gibt es vor allem in den Bereichen IT, Gesundheitswesen und Ingenieurwesen einen akuten Mangel an Fachkräften. Beide Länder sehen sich zudem mit einer wachsenden Mobilität von Talenten konfrontiert, die oft ins Ausland abwandern oder in andere Branchen wechseln, was den Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte weiter verschärft.

1.2 KULTURELLE UNTERSCHIEDE UND SPRACHBARRIEREN

Im deutsch-französischen Kontext spielen kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren eine entscheidende Rolle bei der Talentakquise. Die Arbeitskulturen in Deutschland und Frankreich unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Während in Deutschland eine direkte und strukturierte Kommunikation sowie eine starke Orientierung an Effizienz und Pünktlichkeit geschätzt werden, legt man in Frankreich mehr Wert auf formelle Höflichkeit, Flexibilität und Kreativität im Arbeitsalltag. Diese Unterschiede können zu Missverständnissen und Herausforderungen im Rekrutierungsprozess führen, insbesondere wenn es darum geht, die Erwartungen der Kandidaten richtig zu verstehen und zu erfüllen.

Die Sprache stellt eine weitere Hürde dar. Obwohl Englisch in vielen internationalen Unternehmen als Geschäftssprache etabliert ist, sind fundierte Kenntnisse der jeweiligen Landessprache oft entscheidend, um erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzutreten. Dies gilt sowohl für deutsche Fachkräfte, die in Frankreich arbeiten möchten, als auch für französische Talente, die eine Karriere in Deutschland anstreben. Unternehmen müssen daher Strategien entwickeln, um Sprachbarrieren zu überwinden, sei es durch Sprachkurse, bilinguale Arbeitsumgebungen oder gezieltes Kommunikationstraining für Führungskräfte und Personalverantwortliche.

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2. STRATEGIEN FÜR EINE ERFOLGREICHE TALENTAKQUISE

2.1 ZIELGERICHTETE ANSÄTZE ZUR ANSPRACHE VON FACHKRÄFTEN

  1. Gezielte Jobbörsen und Plattformen
    • Nutzung spezialisierter Plattformen: Fokus auf Plattformen, die den Austausch zwischen Deutschland und Frankreich fördern.
    • Klare und präzise Stellenausschreibungen: Berücksichtigung interkultureller Unterschiede bei der Formulierung von Anforderungen.
    • Präsentation des Unternehmens: Authentische und ansprechende Darstellung zur Gewinnung des Interesses potenzieller Bewerber.
  2. Direktansprache und Headhunting
    • Proaktive Talentakquise: Direkte Ansprache von Fachkräften, um hochqualifizierte Kandidaten zu gewinnen.
    • Kulturelle Sensibilität: Anpassung der Kommunikationsstile an die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich.
    • Individuelle Ansprache: Maßgeschneiderte Kommunikation, die auf die spezifischen Interessen und Karriereziele der Kandidaten eingeht.
    • Diskretion: Sensibler Umgang bei der Ansprache von Kandidaten, die bereits in einem Beschäftigungsverhältnis stehen.

2.2 STÄRKUNG DER ARBEITGEBERMARKE

  1. Attraktivität der Arbeitgebermarke
    • Investition in Employer Branding: Förderung eines positiven Unternehmensimages in sozialen Medien und anderen Plattformen.
    • Betonung von Werten: Vermittlung von Vielfalt, Work-Life-Balance und Entwicklungsmöglichkeiten.
    • Konsistente Kommunikation: Authentische und konsistente Darstellung der Arbeitgebermarke zur Vertrauensbildung.
  2. Flexible Arbeitsmodelle und Work-Life-Balance
    • Angebot flexibler Arbeitsmodelle: Einführung von Homeoffice-Möglichkeiten, flexiblen Arbeitszeiten und innovativen Arbeitszeitmodellen wie der Vier-Tage-Woche.
    • Berücksichtigung unterschiedlicher Präferenzen: Anpassung der Arbeitsmodelle an die Erwartungen deutscher und französischer Fachkräfte.
    • Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit: Förderung der Mitarbeiterbindung durch flexible Arbeitsbedingungen und eine ausgewogene Work-Life-Balance.

2.3 EFFEKTIVE NUTZUNG VON NETZWERKEN UND PARTNERSCHAFTEN

  1. Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen
    • Kooperation mit Universitäten: Nutzung von binationalen Studiengängen und Kooperationen mit Hochschulen, die sich auf den deutsch-französischen Austausch konzentrieren.
    • Frühzeitige Bindung von Talenten: Angebot von Praktika, Werkstudentenstellen und gemeinsame Forschungsprojekten.
    • Nutzung von Hochschulkontakten: Teilnahme an Karrierezentren und Hochschulmessen, um potenzielle Bewerber zu erreichen.
  2. Interkulturelle Netzwerke und Verbände
    • Teilnahme an interkulturellen Netzwerken: Aufbau von Kontakten und Zugang zu einem breiten Pool an Fachkräften.
    • Aktive Nutzung von Networking-Events: Teilnahme an Messen, Konferenzen und Events, um Stellenangebote zu präsentieren und direkte Kontakte zu knüpfen.
    • Stärkung der Arbeitgebermarke: Nutzung von Netzwerken zur Verbesserung der Marktpräsenz und zur Förderung interkultureller Kompetenz.

3. RECHTLICHE UND ADMINISTRATIVE ASPEKTE DER REKRUTIERUNG

3.1 Unterschiede im Arbeitsrecht

  • Arbeitszeiten und Urlaub: In Deutschland und Frankreich gelten unterschiedliche Regelungen für Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche. Während in Deutschland eine 40-Stunden-Woche verbreitet ist, sind in Frankreich 35-Stunden-Wochen gesetzlich festgelegt. Auch die Anzahl der gesetzlichen Urlaubstage variiert.
  • Kündigungsschutz: Der Kündigungsschutz ist in beiden Ländern umfassend, jedoch unterschiedlich gestaltet. In Deutschland ist der Kündigungsschutzgesetz stark ausgeprägt, während in Frankreich komplexe Regelungen bestehen, die beispielsweise einen höheren Schutz für bestimmte Mitarbeitergruppen vorsehen.
  • Sozialversicherung: Die Systeme der Sozialversicherung unterscheiden sich signifikant. In Deutschland basiert das System auf einer dualen Krankenversicherung (gesetzlich und privat), während in Frankreich eine einheitliche, staatlich organisierte Krankenversicherung dominiert.

3.2 Arbeitsverträge und Vergütungsmodelle

  • Vertragsgestaltung: Arbeitsverträge müssen sowohl den rechtlichen Anforderungen des jeweiligen Landes als auch den Erwartungen der Arbeitnehmer entsprechen. In Deutschland sind schriftliche Arbeitsverträge Standard und oft sehr detailliert, während in Frankreich auch mündliche Vereinbarungen rechtlich bindend sein können, was jedoch zu Unsicherheiten führen kann.
  • Vergütungsstrukturen: Die Vergütungsmodelle unterscheiden sich zwischen Deutschland und Frankreich deutlich. In Deutschland ist das 13. Monatsgehalt oder Boni weit verbreitet, während in Frankreich zusätzliche Leistungen wie Essensgutscheine (Tickets Restaurant) oder eine Gewinnbeteiligung (Participation) üblich sind.
  • Transparenz und Vergleichbarkeit: Um im Wettbewerb um Fachkräfte attraktiv zu bleiben, sollten Unternehmen transparente und vergleichbare Vergütungsmodelle anbieten. Dies umfasst nicht nur das Gehalt, sondern auch Zusatzleistungen, wie etwa betriebliche Altersvorsorge oder flexible Arbeitszeiten, die den Erwartungen deutscher und französischer Fachkräfte entsprechen.

4. BEST PRACTICES FÜR DIE TALENTAKQUISE IM DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KONTEXT

4.1 Zusammenfassung der wichtigsten Strategien

  • Gezielte Ansprache über spezialisierte Plattformen: Nutzen Sie Jobbörsen und Plattformen, die auf den deutsch-französischen Arbeitsmarkt spezialisiert sind, um die passenden Talente zu erreichen.
  • Direktansprache und maßgeschneiderte Kommunikation: Gehen Sie proaktiv auf potenzielle Kandidaten zu und passen Sie Ihre Ansprache an die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich an.
  • Stärkung der Arbeitgebermarke: Investieren Sie in ein starkes Employer Branding, das Flexibilität, Work-Life-Balance und eine positive Unternehmenskultur betont.
  • Nutzung von Netzwerken und Partnerschaften: Kooperieren Sie mit Bildungseinrichtungen und interkulturellen Netzwerken, um frühzeitig Zugang zu qualifizierten Fachkräften zu erhalten.

4.2 Praktische Handlungsempfehlungen

  • Optimierung der Jobanzeigen: Passen Sie Ihre Stellenausschreibungen an die spezifischen Erwartungen und kulturellen Besonderheiten der Zielmärkte in Deutschland und Frankreich an.
  • Interkulturelle Schulungen: Bieten Sie Schulungen für Ihre Personalverantwortlichen an, um sie für die interkulturellen Unterschiede in der Kommunikation und Zusammenarbeit zu sensibilisieren.
  • Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Entwickeln Sie flexible Arbeitsmodelle und attraktive Vergütungspakete, die sowohl den deutschen als auch den französischen Fachkräften gerecht werden.
  • Technologische Innovationen nutzen: Integrieren Sie moderne HR-Technologien wie KI-gestützte Bewerbermanagementsysteme, um den Rekrutierungsprozess effizienter zu gestalten und die besten Talente schneller zu identifizieren.

FAZIT: DEN FACHKRÄFTEMANGEL MEISTERN

Der Fachkräftemangel stellt sowohl in Deutschland als auch in Frankreich Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Rekrutierungsstrategien anzupassen und zu optimieren. Durch die gezielte Nutzung von spezialisierten Plattformen, die proaktive Ansprache von Kandidaten und den Aufbau einer starken Arbeitgebermarke können Unternehmen ihre Position auf dem Arbeitsmarkt stärken. Im deutsch-französischen Kontext ist es besonders wichtig, die kulturellen Unterschiede zu verstehen und in die Rekrutierungsprozesse zu integrieren, um Missverständnisse zu vermeiden und die richtigen Talente zu gewinnen.

Gleichzeitig erfordert die erfolgreiche Talentakquise ein tiefes Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen in beiden Ländern, insbesondere in Bezug auf Arbeitsrecht und Vergütungsmodelle. Unternehmen, die flexibel auf die unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen von Fachkräften aus beiden Ländern reagieren, schaffen die Grundlage für eine nachhaltige Personalpolitik. Mit einer klaren, gut durchdachten Strategie können Unternehmen auch in einem schwierigen Marktumfeld die besten Talente anziehen und langfristig an sich binden.

Die Strukturen von vif Solutions begleiten seit über 20 Jahren erfolgreich Unternehmen und öffentliche Institutionen auf dem deutschen und dem französischen Markt.

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